Tannenhof Geschichte
Die Gemeinde musste umdenken
Heidrun Schulz ist auf dem Tannenhof aufgewachsen, genauso wie ihr Sohn Maximilian.
Bis zur Schließung arbeitete sie im Kurhotel. Sie erzählt vom Leben mit den Gästen, den Folgen der Gesundheitsreform und warum ihre Familie im Sinne des Ortes das Grundstück nach der Schließung nicht an den Erstbietenden abgegeben hat.
Frau Schulz, wie war Ihre Kindheit auf dem Tannenhof?
Sehr unbeschwert. Ich war immer umgeben von Menschen, die nach mir gesehen und mit mir gespielt haben. Später habe ich in den Ferien in allen Abteilungen des Kurhotels gearbeitet.
Welche Bedeutung hatte der Tannenhof für Ihre Familie?
Er war unser Leben. Meine Großeltern haben das frühere Kurheim Ehrl 1962 gekauft, umgebaut und entsprechend erweitert. Um 1972 kamen Neubauten hinzu und wir hatten dann insgesamt etwa 100 Betten. Meine Mutter hat das Kurheim vorübergehend allein geführt, bis ich nach meinem Studium mit eingestiegen bin. Mein Sohn ist hier genauso aufgewachsen wie ich.
Woher kamen die Kurgäste?
Begonnen haben wir mit den Kriegsversehrten und Witwen, später wurden Verträge mit den Krankenkassen über Rehamaßnahmen und vorbeugende Kuren zum Erhalt der Arbeitskraft geschlossen – das war die Hochzeit der Kuren. Unsere Gäste kamen aus ganz Deutschland.
Wie hart hat Sie und den ganzen Ort damals die Gesundheitsreform getroffen?
Überaus hart! Es gab die Gesundheitsreform in zwei Schritten – zuerst wurde das Intervall von einer Kur zur nächsten von drei auf vier Jahre ausgedehnt, zum anderen die Aufenthaltsdauer von vier auf drei Wochen gekürzt – das bedeutete einiges an Einbußen. Und viele Gäste wollten keine Eigenleistungen zahlen. 2002 haben wir unser Haus geschlossen. Wegen der rückläufigen Zahl an Kurgästen musste leider ein Geschäft nach dem anderen schließen – und die Auswirkungen haben dann auch alle Bewohner von Bad Feilnbach spürbar getroffen. Die Gemeinde musste umdenken: weg vom reinen Kurort, hin zu einem lebendigen, interessanten Ort für den „Alltags“-Urlauber.
Wie kam es, dass Sie sich für eine Revitalisierung des Areals zusammen mit Quest entschlossen haben?
Meinen Eltern und Großeltern hat der Gedanke gefallen, dass hier etwas entsteht, von dem der Ort profitiert – es war ihnen sehr wichtig. Wir hätten das Grundstück schon früher für eine Bebauung verkaufen können, aber sie waren an einer „reinen“ Bebauung interessiert, ohne dass auch Gemeindebürger etwas davon haben, nicht interessiert. Das Konzept von Quest hat ihnen sehr zugesagt. Es war eine gute Basis für eine neue Entwicklung.
Freuen Sie sich auf den Tannenhof 2.0?
Ja sehr – wir sind sehr gespannt, wie die Idee, die dahintersteckt, umgesetzt und dann auch gelebt wird – denn das hängt natürlich auch von den zukünftigen Bewohnern ab.